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Man hat gesehen, dass die beiden in Stil und Inhalt nicht so furchtbar weit auseinander liegen.
Trotzdem hat die kommunistische Partei Frankreichs eine Wahlempfehlung für Macron ausgegeben. Und trotzdem haben die französischen Gewerkschaften am 1. Mai geschlossen dafür demonstriert, Le Pen zu verhindern.
Beide wissen, am Wahltag geht es lediglich um Schadensbegrenzung, um die reine Verhinderung von Le Pen. Aber ab dem ersten Tag nach der Wahl geht es genauso geschlossen darum, den brachialen Sozialabbau eines Präsidenten Macron, der schon in seiner Zeit als Wirtschaftsminister auf der Basis der Notstandsgesetze antidemokratisch und skrupellos am Parlament vorbei regierte, wenigstens einzudämmen.
Witzig (vermutlich unfreiwillig) war Frau LePen als sie sagte "Frankreich wird auf jeden Fall von einer Frau regiert. Entweder von mir oder von Frau Merkel".
Und unrecht hat sie damit auf keinen Fall. Möglicherweise das einzigst vernünftige was sie da rausbekommen hat. Wobei es natürlich nicht schön ist, daß man wieder mit Deutschlandfeindlichkeit in Frankreich punkten kann.
Jean-Luc Mélenchon hatte das richtige Gespür, tunlichst mit keinem dieser verpeilten Aliens in Verbindung gebracht zu werden.
Man muss eben auch an seinen guten Ruf denken.
Ich habe weder das Duell gesehen noch verstehe ich Französisch. Da sich anscheinend wohl alle Medien einig sind erinnert mich dieses Spektakel sehr an die Muppets Show. Auf der einen Seite ist eine Miss Piggy in den Wechseljahren die sich nur noch von Ihresgleichen im Front National angetörnt fühlt .So wie es aussieht ist sie gerade dabei die Crew für ''Schweine im Weltall'' zusammenzustellen . Auf der anderen Seite ist Kermit der mittlerweile auf ältere Damen steht da Miss Piggy keinen Bock mehr auf die Französische Nummer hat ! ;-)
Peinlicher und dümmer
geht es oft auch nimmer.
„Europe first!“ statt „France d‘abord!“ - Supra-Nationalismus statt Nationalismus
Macron setzt dem von Marine Le Pen postulierten französischen Protektionismus einen europäischen entgegen: Er sei für „ein starkes Frankreich in einem starken Europa, das schützt“ („une France forte dans une Europe forte qui protège“), so Macron gestern im Duell. Als ob der Euro-Protektionismus effizienter und der moralisch bessere wäre. Im Subtext hieße das also: „Ja, Mme Le Pen, Sie haben ja Recht, Frankreich muß geschützt (protégé) werden. Aber das geht nur in einem starken Europa. Ihr Programm hingegen schwächt unser Frankreich, meins stärkt es unter dem schützenden Dach Lissabon-Europas.“ „Europe first!“ statt „France d‘abord!“ Der Nationalismus wird auf die supra-nationale Ebene der Lissabon-EU gehoben, gleichsam in einen Supra-Nationalismus verwandelt. Nach dieser Logik versteht sich Macron als der bessere Patriot, der Frankreich und seine Kultur und Sprache liebt und unter dem EU-Banner alle französischen Patrioten sammeln will, gleichsam als Teilmenge der Patrioten des Abendlandes...
@Reinhardt Gutsche Es ist auch interessant anzumerken, dass Macron nicht auf Le Pens These der kooperativen Entwicklung zwischen Frankreich und Afrika eingegangen ist. Da hätte manque einiges sagen können, zur FranceAfrique, die systematische Ausbeutung des afrikanischen Kontinents durch Multinationale wie Total oder das Agrodumping der EU, dass die afrikanische Selbstversorgungslandwirtschaft zu Gunsten von gezielten Billigimporten und Monokulturen für Exporte zerstört. Das nennt sich dann freier Handel, der Millionen von Menschen dazu veranlasst in Europa ihr Glück zu versuchen.
Gerade diese Arroganz wird ihm noch einen Streich spielen. Aber er hat ja jetzt Rückendeckung von Varoufakis, der bei der " sozialliberalen Linken" in Deutschland ja so beliebt ist.
Sie tun's wieder: Klimaschützer haben den Pfingst-Flugverkehr in München am Samstag empfindlich gestört. Politiker sind empört.
Kommentar TV-Duell Le Pen/Macron: Niveauloses Schauspiel
Die Debatte sollte ein Höhepunkt werden. Sie landete aber in den Niederungen persönlicher Beschimpfungen und grotesker Anschuldigungen.
Le Pen und Macron vor Beginn des TV-Duells Foto: dpa
Die Szene könnte sich im Treppenhaus eines beliebigen Mehrfamilienhauses abspielen. Zwei Bewohner, eine etwa fünfzigjährige Blondine und ein jüngerer Mann in Anzug und Krawatte geraten sich wegen einer Belanglosigkeit in die Haare. Ein Wort gibt das andere, rasch wird es sehr laut, offenbar haben die beiden seit Langem etwas gegeneinander. Die übrigen Mitbewohner werden zu Zeugen eines Streits, der zu einer wüsten Abrechnung eskaliert. Eine Szene, die ein unangenehmes Gefühl hinterlässt.
So wie die TV-Debatte vor der Stichwahl der französischen Präsidentenwahl, die am Mittwochabend stattfand. Denn bei der äußerst heftigen Auseinandersetzung vor weitgehend perplexen ZuschauerInnen ging es nicht um eine Belanglosigkeit, sondern um die Wahl des nächsten Staatschefs der französischen Republik. Was ein Höhepunkt der Kampagne werden sollte, landete in den Niederungen persönlicher Beschimpfungen und grotesker Anschuldigungen.
Verantwortlich dafür ist eindeutig Marine Le Pen. Sie war nicht gekommen, um ihr Programm darzustellen und die Vorschläge ihres Gegners zu zerpflücken. Sie attackierte Emmanuel Macron von Beginn an persönlich. Und zwar aggressiv, mit zum Teil grotesken Unterstellungen und bösartigen Behauptungen. Das ist nicht das Niveau, das die Franzosen von einem Staatschef erwarten.
Zugleich wurde deutlich, dass Marine Le Pen ungenügend vorbereitet war – trotz ihrer Stichwortnotizen, in denen sie ständig blätterte. In Sachfragen zeigte sie krasse Kenntnislücken, die sie mit polemischen Ausflüchten überspielen wollte. Sie war nicht gekommen, um zu überzeugen, sondern um einen ihr klar überlegenen Gegner mit dem einzigen Mittel zu diskreditieren, das ihr dazu zur Verfügung stand: maßlose Übertreibung und Beleidigung.
Macron konterte zuerst einigermaßen kühl, mit der Zeit aber wiederholte er seine Vorwürfe im Stil von: „Sagen Sie doch keine solchen Dummheiten!“ Er wirkte so auf Dauer belehrend oder sogar arrogant. Zum Abschied sagte er: „Sie können für ihr Spektakel beim Fernsehen bleiben, ich werde Präsident.“
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Schwerpunkt Emmanuel Macron
Kommentar von
Rudolf Balmer
Auslandskorrespondent Frankreich
Frankreich-Korrespondent der taz seit 2009, schreibt aus Paris über Politik, Wirtschaft, Umweltfragen und Gesellschaft. Gelegentlich auch für „Die Presse“ (Wien) und die „Neue Zürcher Zeitung“.
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