„Polizeiruf“ aus Frankfurt (Oder): Schweine an der Grenze

Im ersten Fall in Frankfurt haben es die Ermittler mit einer illustren wie mordenden Jagdgesellschaft aus Anwälten zu tun. Und mit der Schweinepest.

Filmszene aus "Polizeiruf"

Polizeiruf „Schweine“: Dr. Albrecht Richtmann (Bernhard Schütz, Mitte) fordert zur Jagd heraus Foto: Christoph Assmann/rbb

Eigentlich ist es ja ganz idyllisch hier, im deutsch-polnischen Grenzgebiet rund um die Oder. Ein mächtiger Fluss, stille Wälder und Natur, so weit das Auge schaut. Störend fällt hier auf den ersten Blick nur die Afrikanische Schweinepest auf, wegen der Sperrzonen errichtet wurden und Zäune die liebliche Landschaft verschandeln. Denn das kranke polnische Wildschwein soll es bloß nicht wagen, über die Oder nach Deutschland zu kommen. Andersrum hingegen ist der Austausch okay.

Und so kommt es, dass die unsympathische Anwaltsdynastie rund um den Familienpatriarchen Dr. Albrecht Richtmann (überzeugend schmierig von oben herab verkörpert von Bernhard Schütz) auf polnischer Seite eine respektable Jagdvilla besitzt und zur allgemeinen Belustigung Jagdausflüge veranstaltet.

Blöd nur, dass dieses Mal leider kein kapitaler Hirsch totgeballert wurde, sondern der junge Anwalt Leon Herne (Kai Dannowski) sein Leben lassen musste. Dabei nahm er den Weg des polnischen Wildschweins und kämpfte sich noch durch die Oder, um letzten Endes auf der deutschen Seite seine letzten Atemzüge zu tun.

Dieser Fall wird nun die erste Bewährungsprobe für Kommissarin Alexandra Luschke (Gisa Flake) und ihren Kollegen Karl Rogov (Frank Leo Schröder), die in zwei Welten abtauchen, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Auf der einen Seite steht die Juristen-Jagdgesellschaft, bestehend aus dem Richtmannschen, dem Alkohol sehr zugetanen Spross Konstantin (Nicolas Handwerker) und Daniel Pillokat (Marius Ahrendt), der in der Kanzlei einen steilen Aufstieg hingelegt hat.

Mit Jagdtourismus Geld verdienen

Frankfurt-„Polizeiruf 110“: „Schweine“, Sonntag 24. März 2024, 20.15 Uhr in der ARD

Auf der anderen Seite trifft das Team auf die einheimischen polnischen Menschen, die sich wohl oder übel mit dem deutschen Jagdtourismus arrangieren müssen – und damit ihr Geld verdienen. So wie der Jagdleiter Marek Kulesza (Piotr Witkowski), dem die drei jungen Herren in sehr unguter Erinnerung geblieben sind: Sie wollten nicht akzeptieren, dass sie nicht im Sperrgebiet jagen dürfen. So sah sich Kulesza, sehr zum Missfallen der Anwälte, gezwungen, den Ausflug vorzeitig abzubrechen.

Als besonders tragisch bleibt die Geschichte der Schweinebäuerin Grazyna Jankowska (Anita Poddębniak) und ihrer Tochter Agata (Izabela Baran) hängen, denn sie mussten aufgrund der Schweinepest alle ihre tausend Schweine keulen lassen. Nun soll ein Neustart als kleiner Bio-Betrieb erfolgen, doch auch das ist nicht so leicht, wenn über allem die unsichtbare Gefahr einer tödlichen und hoch ansteckenden Krankheit schwebt.

Alibis sind auf allen Seiten eher Mangelware und so stellt sich für die Er­mitt­le­r*in­nen die Frage: Haben sie es mit einem Mord aus Konkurrenzdenken zu tun, oder ist hier eine Jagd so richtig eskaliert? Zudem kristallisiert sich bei den Befragungen durch Luschke heraus, dass das Verhältnis zwischen den Richtmann-Männern nicht das allerbeste ist.

Wohltuend unaufgeregt und stringent erzählt kommt dieser Polizeiruf daher. Es macht Freude zu sehen, wie gut Gisa Flake auch außerhalb ihrer Comedy-Karriere als ernst zu nehmende Schauspielerin funktioniert. Ein leichter Schelm sitzt ihr dabei im Nacken – wird aber nie aufdringlich oder zu „drüber“. Und am Ende bleibt die Erkenntnis: Das schlimmste Tier im Wald, das ist der Mensch.

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